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Der ehemalige UCI-Präsident Hein Verbruggen (links) wird von Lance Armstrong schwer belastet. Foto: Alessandro D.
18.11.2013 14:01
Armstrong belastet früheren UCI-Chef Verbruggen

Berlin (dpa) - Der lebenslang gesperrte Dopingsünder Lance Armstrong hat schwere Vorwürfe gegen den früheren UCI-Präsidenten Hein Verbruggen erhoben. Nach Angaben des US-Amerikaners habe der frühere Chef des Radsport-Weltverbandes UCI mitgeholfen, 1999 eine positive Dopingprobe Armstrongs zu vertuschen.

In einem Interview mit der englischen Tageszeitung «Daily Mail» sagte Armstrong im Hinblick auf eine positive Probe auf Cortison bei der Tour de France 1999. «Hein sagte nur: 'Das ist ein echtes Problem für mich, das ist der K.o.-Schlag für unseren Sport - ein Jahr nach Festina. Daher müssen wir uns etwas einfallen lassen.' Also haben wir das Rezept zurückdatiert.»

Verbruggen, der langjährige Intimus des früheren IOC-Präsidenten Jacques Rogge, wollte den Fall gegenüber dem Internetportal «Cyclingnews» nicht kommentieren und war auf dpa-Anfrage nicht zu erreichen. In der Vergangenheit hatte der heutige UCI-Ehrenpräsident stets dementiert, an der Vertuschung von positiven Armstrong-Proben beteiligt gewesen zu sein. Dies schrieb er zuletzt auch an die nationalen Verbände: «Ich habe nie unangemessen gehandelt, mein Gewissen ist absolut sauber. Ich akzeptiere nicht, dass meine Integrität in Zweifel gezogen wird.»

Laut UCI-Regeln hätte Armstrong 1999, dem Jahr des ersten seiner sieben Tour-de-France-Siege, eigentlich gesperrt werden müssen. Der Texaner war während der Tour viermal positiv auf Cortison getestet worden. Die UCI hatte die Nichtsanktionierung damit begründet, dass Armstrong ein Rezept für eine Wundsalbe eingereicht habe. Auf mindestens einem Kontrollbogen ist aber unter dem Punkt «Verwendete Arzneimittel» handschriftlich «néant» (nichts) eingetragen und unter anderem von Armstrongs Teamchef Johan Bruyneel unterschrieben worden. Das hatte die französische Tageszeitung «Le Monde» bereits im Januar dieses Jahres berichtet. Die nachträgliche Einreichung von ärztlichen Attesten bewahrt den Fahrer laut UCI-Regeln nicht vor einer Strafe.

Die Aussagen Armstrongs, der jüngst seine Bereitschaft zur Aufklärung der Doping-Vergangenheit im Radsport erklärt hatte, scheinen nur der Anfang von weiteren pikanten Details zu den früheren Machenschaften zu sein. Insbesondere die ominösen Geldspenden des früheren Tour-Dominators an die UCI in Höhe von insgesamt 125.000 Dollar aus den Jahren 2002 und 2005 könnten noch unangenehme Folgen für die frühere UCI-Spitze um Verbruggen und dessen im September durch Brian Cookson abgelösten Nachfolger Pat McQuaid haben. Armstrongs Ex-Teamkollege Floyd Landis hatte einst behauptet, der Superstar habe durch ein «finanzielles Abkommen» mit Verbruggen einen positiven Epo-Test bei der Tour de Suisse verschwinden lassen.

Dass Armstrong zu dieser Angelegenheit weiter schweigt, darf Verbruggen nicht erwarten. «Glaubt nicht, dass ich die Kerle schütze, nachdem sie mich in dieser Weise behandelt haben. Ich werde ihnen gegenüber nicht loyal sein. Ich werde nicht lügen, um diese Kerle zu schützen. Ich hasse sie. Sie haben mich unter den Bus geworfen», betonte Armstrong. Er werde sich im entsprechenden Forum zu allen Dingen äußern, zu denen er gefragt werde. Der neue UCI-Chef Cookson dürfte sich bald ihm melden. Der Brite hatte zusammen mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA eine Kommission zur Aufklärung des Doping-Zeitalters auf den Weg gebracht. Dabei sollen auch die Rollen von Verbruggen und McQuaid geklärt werden. Armstrong hofft mit seiner späten Öffnung offenbar mittels der Kronzeugen-Regelung auf eine Reduzierung seiner lebenslangen Sperre. Diesbezüglich hatte die WADA dem Hobby-Triathleten aber wenig Hoffnung gemacht.

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