Hannover (dpa) - Eine Stunde täglich werden die beiden öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF vom weltweit wichtigsten Radsport-Ereignis berichten, davon 30 Minuten live. Noch im Oktober vergangenen Jahres hatte die ARD nach erneuten Doping-Geständnissen das Ende der Live-Berichterstattung angekündigt, doch bereits
unterzeichnete Verträge ließen den kompletten Ausstieg trotz der
positiven Proben von Olympia-Starter Stefan Schumacher nicht zu.
ARD und ZDF werden ihre Live-Berichterstattung vom 4. bis 26. Juli
allerdings im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduzieren. Nur
noch ein Viertel der bisherigen Zeit werden Live-Bilder gezeigt,
nachdem es im Vorjahr noch rund 80 Stunden waren. Der Schwerpunkt
soll auch bei der Berichterstattung über die Probleme des Radsports
liegen. «Natürlich werden unsere Kollegen von der Doping-Redaktion
dabei sein, um journalistisch angemessen über alles im Umfeld der
Tour zu berichten», erklärte ARD-Sprecher Harald Dietz am
Mittwoch: «Das Thema wird mit Argusaugen beobachtet.»
Ganz freiwillig zeigen die Sender die halbe Stunde live nicht. Im
Oktober hatte der damalige ARD-Vorsitzende Fritz Raff noch zum
Ausstieg aus den-Liveübertragungen erklärt: «Der sportliche Wert der
Tour de France hat sich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der
daraus gewonnenen Erkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch
der programmliche Wert stark gesunken.» Das ZDF schloss sich damals, wenn auch wenig begeistert, der harten Linie an.
Doch es gab damals bereits einen TV-Vertrag des Tour-Veranstalters
Amaury Sports Organisation (ASO) und der Europäischen Rundfunk Union
(EBU), der auch ARD und ZDF angehören. «Die ARD ist dem Vertrag der
EBU zur Tour de France nicht beigetreten und hat deshalb auch keinen
Vertrag für die Übertragung der Tour für die Jahre 2009-2011», hatte
das Erste noch mitgeteilt. Diese rechtliche Bewertung war aber
offensichtlich nicht haltbar. «Man kann es einen Kompromiss nennen»,
kommentierte ARD-Sprecher Dietz die nun gefundene Einigung: «Wir
wollten immer über die Tour berichten. Wir haben immer nur gesagt,
dass wir keine großflächige Live-Berichterstattung mehr machen
werden.»
Entscheidend für die ARD sei auch gewesen, dass der
Tourveranstalter an der harten Linie im Kampf gegen Doping festhalte
und die französische Anti-Doping-Agentur mit dabei sei. Wie die
Sender bei erneuten Doping-Fällen reagieren, ließ Dietz offen: «Da
wird man sich jeden Fall genau anschauen müssen.» Spekulationen,
wonach die Entscheidung mit höheren Einschaltquoten durch das
angekündigte Tour-Comeback von Lance Armstrong zusammenhänge, wies
der ARD-Sprecher vehement zurück.
«Wir sind froh, dass jetzt eine Entscheidung gefallen ist», sagte
ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz am Mittwoch. Die Zeit für die
Vorbereitung der aufwendigen Übertragungen sei nun «nicht mehr sehr
lang». Komplett übertragen wird Eurosport. Bereits bei der Tour de
France 2007 hatte der Sportkanal - im Gegensatz zu ARD/ZDF - seine
Berichterstattung trotz des Dopingfalls Patrik Sinkewitz fortgesetzt.
Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender waren damals ausgestiegen,
Sat.1 hatte kurzfristig übernommen und schlechte Quoten erzielt.