Obernai (dpa) - Die Fahrer vom Team Gerolsteiner sprudeln zu Beginn der 93. Tour de France vor Ehrgeiz und haben gleich in drei Tour-Wertungen Ambitionen auf ein Trikot.
Am ersten Wochenende zeigte sich die Mannschaft von Teamchef Hans-Michael Holczer angriffslustig und konnte mit dem viertem Platz beim Prolog durch den Erfurter Sebastian Lang und der Eroberung des Bergtrikots durch Fabian Wegmann (Münster) auf der ersten Etappe sofort Erfolge einfahren. «Das ist natürlich ein super Start für uns und macht Mut für die nächsten Tage», sagte Holczer, der mit Levi Leipheimer auch einen Kandidaten für das Gelbe Trikot in seinen Reihen hat.
Fabian Wegmann zeigte sich nach seinem Coup überglücklich: «Das Bergtrikot ist meine Leidenschaft. Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, es zu holen.» Schon im letzten Jahr konnte der 26- Jährige das Trikot des besten Kletterers auf der Etappe nach Karlsruhe erringen. «Das war sehr emotional. Seitdem wollte ich es unbedingt nochmal haben», sagte Wegmann nach seinem zweiten Streich. «Unser sportlicher Leiter Christian Henn hatte vor der Etappe nur in einem Nebensatz erwähnt, Fabian könne ja mal etwas an der Bergwertung probieren. Daraufhin hatte Wegmann ein Leuchten in den Augen», beschrieb Teamchef Holczer hinterher die Teamsitzung vor der Etappe.
Als Tour-Ziel hat Holczer einen Podiumsplatz für einen seiner Team-Kapitäne, Levi Leipheimer (USA) und Georg Totschnig (Österreich), ausgegeben. Nach einer schwachen Tour de Suisse von Totschnig und Leipheimers Sieg bei der Tour-Generalprobe Dauphiné Libéré dürfte der US-Amerikaner die besseren Chancen besitzen. «Ich fühle mich gut. Ich möchte gewinnen», sagt Leipheimer knapp. Holczer charakterisiert den 32 Jahre alten Kalifornier treffend als «kein Mann vieler Worte».
Trotzdem ist Leipheimer der Chef im Gerolsteiner-Team. Als Sebastian Lang auf der 1. Etappe mit Blick auf das Gelbe Trikot bei einem Zwischensprint Bonussekunden einheimsen wollte, wurde er von Leipheimer zurückgepfiffen. «Bleib bei mir», bekam der deutsche Meister im Zeitfahren zu hören. Der 26 Jahre alte Lang war tags zuvor beim Prolog nur um vier Sekunden am ersten Gelben Trikot vorbeigefahren. «Das ist ein geiles Ergebnis. Trotzdem schade, dass es so knapp war. Das Gelbe Trikot bei der Tour: Das wär es gewesen», sagte Lang anschließend.
Das Weiße Trikot des besten Jungprofis könnte der nächste Erfolg der Mineralwassertruppe werden. Der talentierte Markus Fothen aus Kaarst liegt in unmittelbarer Reichweite zur Spitze dieser Wertung. «Das Weiße Trikot ist nur mein drittes Tour-Ziel. Erst einmal wollen wir einen Platz auf dem Podium, und ich persönlich möchte gut in Paris ankommen», sagt der 12. des letztjährigen Giro d'Italia. Dann legt der frühere U23-Zeitfahrweltmeister aber die Bescheidenheit ab und zeigt sich angriffslustig: «Bei den beiden Zeitfahren werde ich voll fahren.» Vielleicht schon ins nächste Trikot für das Team Gerolsteiner.