Santa Rosa (dpa) - «Super-Mario» ist zurück - und fährt hinterher. Drei Jahre nach seinem letzten Rennen Mailand - San Remo versucht Mario Cipollini, wieder Fuß zu fassen im Profi-Radsport.
Das tut einen Monat vor seinem 41. Geburtstag natürlich besonders weh. Sein Debüt bei der Kalifornien-Rundfahrt im kleinen amerikanischen Rock-Racing-Team des Jeans-Herstellers Mike Ball verlief dann auch wie erwartet: Beim 3,4 Km-Prolog kam der Weltmeister von 2002 über Rang 44 nicht hinaus. Bei der ersten Sprint-Ankunft in Santa Rosa, wo U23-Weltmeister Gerald Ciolek vom High Road-Team Zweiter hinter dem Argentinier Juan José Haedo wurde, kassierte Cipollini 5:17 Minuten Zeitverlust. «Ich bin so müde», sagte der einstige Super-Sprinter im Ziel.
Sein neuer Chef hat den einst so schillernden Radprofi, der zuletzt durch Steuer-Hinterziehung Schlagzeilen machte, aber vielleicht gar nicht wegen dessen sportlicher Perspektive eingestellt. Cipollini soll nicht nur auf der Straße Balls verlängerter Arm sein. Auch in dessen Jeans-Business berät der smarte Italiener den Radsport-Neuling aus den USA, der in der Bekleidungs-Branche jährlich nach eigenen Angaben 500 Millionen Dollar umsetzt. Schon vor dem Start der Kalifornien-Rundfahrt gab Cipollini dem Team- Besitzer den wichtigen Tipp, von einem Sitzstreik aus Verärgerung über die Startverweigerung für drei Rock-Racing-Fahrer auf jeden Fall abzusehen. Ball hatte zur Auflockerung der geplanten Blockade bereits attraktive Hostessen engagiert.
«Mike will manchmal ein bisschen mit dem Kopf durch die Wand. Ich habe ihm erklärt, das sich im Radsport viel verändert hat. Es läuft jetzt anders als früher», sagte Cipollini der «Gazzetta dello Sport» und meinte damit vor allem den Umgang mit dem immer präsenten Doping- Thema. Rock Racing hatte sich mit Tyler Hamilton (USA), Santiago Botero (Kolumbien) und Oscar Sevilla (Spanien) prominent vermeintlich verstärkt. Die drei sollten mit Cipollini in die neue Saison starten.
Doch der Veranstalter in Kalifornien zeigte mit Verweis auf mögliche Verwicklungen der drei in die Doping-Affäre Fuentes die Rote Karte. Olympiasieger Hamilton, der im Vorjahr eine zweijährige Doping-Sperre abgesessen hatte, sowie Botero und Sevilla - einst bei T-Mobile auch in Behandlung des berüchtigten Freiburger Ärzte-Teams Heinrich/Schmid - blicken auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
So viel Durchsetzungskraft im Anti-Doping-Kampf war dem Veranstalter nicht unbedingt zugetraut worden. Haupt-Sponsor der drei Jahre alten Kalifornien-Rundfahrt ist seit Bestehen der Arzneimittel- Hersteller Amgen. Verkaufsrenner des Konzerns ist das für Krebs- Patienten gedachte, synthetisch hergestellte Hormon Erythropoietin, kurz EPO.