Hesselberg (dpa) - Der neue «König» Linus Gerdemann hat die ersten Angriffe der Konkurrenten abgewehrt. Beim Tagessieg des Spaniers David de la Fuente verteidigte der Münsteraner als Fünfter sein Gelbes Trikot.
«Wir müssen jeden Tag hart kämpfen, denn es wurde heute ein enormes Tempo gefahren. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft», sagte Gerdemann, der im Finale von seinen Rivalen immer wieder attackiert wurde. De la Fuente vom Team Scott-American Beef setzte sich auf dem 182,6 Kilometer langen Tagesabschnitt von München hinauf zum mittelfränkischen Hesselberg vor dem Italiener Pietro Caucchioli (Credit Agricole) und dem Schweden Thomas Lövkvist durch. In der Gesamtwertung führt Topfavorit Gerdemann weiter vor seinem Team-Kollegen Lövkvist (+17 Sekunden) und dem Slowenen Janez Brajkovic (+20).
Schon nach seinem Auftakt-Coup in den Tiroler Alpen hatte sich der Columbia-Fahrer zuvor die ersten Glückwünsche der Konkurrenten anhören dürfen. «Der König ist tot, es lebe der König», hatte der entthronte Titelverteidiger Jens Voigt dem neuen Spitzenreiter am Samstag etwas vorschnell zum Gesamtsieg gratuliert. Während Voigt auf dem Anstieg zur 1463 Meter hohen Skistation Hochfügen einbrach, 8:48 Minuten verlor und bereits nach der Auftaktetappe seine Hoffnungen auf den dritten Erfolg in Serie begraben musste, feierte Gerdemann ein großartiges Comeback. «Das war ein Sieg des Willens. Nach meiner langen Verletzung im Frühjahr konnte man nicht damit rechnen», jubelte Gerdemann fünf Monate nach seinem bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico erlittenen Beinbruch.
Dank seines Solo-Siegs, mit dem er die Regentschaft bei der 10. D-Tour übernahm, kann er in den kommenden Tagen wohl bis zur Schlussetappe in Bremen das Gelbe Trikot tragen. Dort will er mit einem Coup beim Zeitfahren erstmals sein Heimrennen gewinnen: «Ich bin da sehr zuversichtlich.»
Dabei konnte die Konkurrenz noch froh sein, dass ihr der Münsteraner im Kampf um Gelb am Samstag nicht noch weiter enteilt war. Im Schlussanstieg verfing sich Gerdemanns Funkgerät am hinteren Kettenblatt. Wie mit einer «springenden Kette» musste der 25-Jährige die letzten Kilometer «im Tuckergang» bewältigen. «Ich dachte, dieses Jahr ist der Fluch drin. Da habe ich zwischen 30 Sekunden und einer Minute liegen lassen», meinte Gerdemann, der nach eigener Aussage ansonsten «den Sack» fast schon zugemacht hätte.
Nun gelten sein schwedischer Teamkollege Lövkvist, ein starker Fahrer im Kampf gegen die Uhr, und Astana-Profi Brajkovic als schärfste Rivalen. Dagegen wird neben Voigt auch der Tour-de-France-Dritte Bernhard Kohl nicht an der Spitze mitmischen. Beim Tour-Auftakt in seiner Heimat verlor der Österreicher mehr als neun Minuten, nun soll Markus Fothen auf der nationalen Abschiedstournee von Gerolsteiner die Fahne der Eifel-Equipe hochhalten. «Es war ein Drecksberg, der Schluss war hammerhart», sagte der Gesamtelfte Fothen nach dem packenden Showdown am Hesselberg.
In der kommenden Saison könnte Fothen eventuell an der Seite von Gerdemann und Ciolek fahren. Die drei Hoffnungsträger stehen auf der Wunschliste des Milram-Teams.