Antwerpen (rad-net) - Fünf spannende und anstrengende Tage liegen hinter dem
deutschen Team, das bei der Studierenden-Weltmeisterschaft Rennrad 2006 vier Medaillen ergatterte. Am gestrigen Samstag ging die internationale Meisterschaft
für den deutschen Studierenden-Rennstall zu Ende – gekrönt mit einem zweiten
Platz bei den Frauen.
„Die letzte Medaille fuhr die junge Maschinenbaustudentin
Eva Lutz (Equipe Nürnberger Versicherungen – Uni Hannover) im Straßenrennen
über 90 Kilometer ein“, freut sich Delegationsleiter und adh-Disziplinchef
Markus Liebe. Hinter der Niederländerin Ellen van Dijk belegte sie Rang zwei im
Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe. Andrea Edmeier (Team Stuttgart –
Uni Freiburg) wurde fünfte, nachdem sie sich das ganze Rennen über sehr stark
präsentiert hatte und sich sogar nach einem Schaden wieder in die führende
Gruppe zurück kämpfen konnte.
Vielversprechend hatte das Rennen um 10 Uhr begonnen. Es
waren insgesamt vier Athletinnen, die für den adh bei leichtem Regen an den
Start gingen. Das Feld war mit professionellen Fahrerinnen aus den Niederlanden,
Belgien und Italien unerwartet gut besetzt.
Die Marschroute, insgesamt 90 km, die über 13 Runden auf
einer Schleife gefahren wurden, hatte der Sportliche Leiter, Dennis Sandig, klar
formuliert: Das Rennen wurde wie erwartet von den Deutschen Damen als aktivste
Mannschaft mitgestaltet. Bereits in der dritten Runde attackierte Andrea Edmeier
das erste Mal und fuhr circa eine halbe Runde vorne weg, bis sie vom Feld wieder
eingeholt wurde. Mit dem Zusammenschluss versuchte Claudia Häussler (Equipe Nürnberger
Versicherungen – TU München) eine Ausreißergruppe zu bilden, was sehr
schnell vereitelt wurde.
Eine Runde später attackierte Edmeier erneut. Diesmal
sprangen einige Fahrerinnen mit und auch Eva Lutz konnte in die Gruppe sprinten.
Nachdem aus den wichtigsten Nationen je eine Fahrerin vertreten war, wurde es im
Feld deutlich langsamer und die sechsköpfige Spitzengruppe fuhr schnell einen
eineinhalbminütigen Vorsprung heraus.
Während sich die sechs Ausreißerinnen homogen
abwechselten, gingen die beiden deutschen im Hauptfeld, Claudia Häussler und
Tina Liebig (Equipe Nürnberger Versicherungen – Uni Frankfurt) in die Führung,
um das Tempo niedrig zu halten.
Für den Endspurt suchte sich Eva Lutz das Hinterrad der im
Sprint am stärksten eingeschätzten van Dijk aus, konnte an dieser jedoch nicht
mehr vorbeiziehen und überquerte als zweite die Ziellinie. Ihre Teamkollegin
Edmeier wurde fünfte. Rund 3 km vor dem Ziel konnte sich Häussler mit der
starken Niederländerin Sharon van Essen und einer Belgischen Fahrerin vom
Hauptfeld lösen und die Gruppe schien zu stehen. Nachdem die Belgierin die Kräfte
verließen, zerbrach die Gruppe. Häussler belegte den 16 Platz und Tina Liebig
den 23. „Die Mannschaftsleistung
war insgesamt ausgezeichnet und wurde zu Recht mit einer Silbermedaille für Eva
Lutz belohnt“, resümiert Liebe.
„Deutsche Männer waren vom Pech verfolgt“
Bei den Herren waren es 145 km, die zurückgelegt werden
mussten. Der beste Deutsche Fahrer war an diesem Tag Stefan Rothe (Midwestern
State University, Texas), der einen tollen fünften Platz aus einer neunköpfigen
Spitzengruppe belegte. Die restliche Mannschaft war in diesem Rennen vom Pech
verfolgt: Tobias Erler (Team Giant Asia – Uni Regensburg) viel mit Schaden aus
der Spitzengruppe zurück und erreichte das Ziel im Hauptfeld. Tobias
Heimkreitner (RSV Götting Bruckmühl – LMU München) und Christoph Kindle
(Team Rothaus – FH Offenburg/Gengenbach) fielen leider nach einem spektakulären
Massensturz verletzt aus.
Insgesamt waren es sechs Fahrer der Deutschen Mannschaft,
die auf der mittlerweile abgetrockneten Straße in einem 71 Mann starken
Fahrerfeld antraten. Zunächst sollte nur das Tempo kontrolliert werden, doch
Tobias Erler ging bereits mit einer Gruppe mit, die allerdings sich nicht
entscheidend vom Feld lösen konnte. Zu Rennmitte formierte sich allerdings eine
Gruppe, in der die stärksten Nationen vertreten waren. Darunter auch die
Deutschen Erler und Rothe.
Im Hauptfeld kontrollierten Kindle, Heimkreitner, Stefan
Kink (SV Wacker Burghausen – FH Rosenheim) und Sascha Richter (TSC Berlin –
FHTW Berlin) das Hauptfeld und die Gruppe konnte sich entscheidend absetzen. In
Runde 13 erlitt Erler einen Platten am Vorderrad und er konnte sich gerade noch
im Hauptfeld einordnen. Zum gleichen Zeitpunkt führte eine Unaufmerksamkeit an
der Spitze des Hauptfeldes zu einem Massensturz, nachdem ein Fahrer in den führenden
Heimkreitner prallte, während dieser in die Spitzkehre drei Kilometer vor Ziel
einsteuerte. Beide stürzten und einige Fahrer fuhren von hinten in die am Boden
liegenden. Mit Christoph Kindle kam hierbei ein weiterer deutscher zu Fall.
Der Abstand der Spitzengruppe wuchs ab diesem Zeitpunkt
stetig an und die drei dort vertretenden Niederländer attackierten in den
letzten beiden Runden, womit sie den Rest der Gruppe aufrieben ohne aber eine
Entscheidung herbei zu führen. Auf der Zielgerade zeigten die ständigen
Angriffe der Niederländer allerdings doch Wirkung und der verdiente Sieg ging
somit an unser Nachbarland. Stefan Rothe hielt sich achtbar und kann mit seiner
Leistung (5. Platz) zufrieden sein.
Im Sprint des Hauptfeldes kam es kurz vor der Zielgeraden
noch zu einem schlimmen Sturz, in dem sich glücklicherweise kein weiterer
Deutscher Fahrer mehr befand.
Ein hervorragendes Gesamtergebnis für die Deutsche
Studierenden Nationalmannschaft kann alle Beteiligte und die Verantwortlichen
von Seiten des adh zufrieden stellen. Disziplinchef Markus Liebe und
Organisationsleiter Guido Baur ziehen eine positive Bilanz und sehen diese
Weltmeisterschaft als Start für eine kontinuierliche Arbeit in der Zukunft, die
in der Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR), dem adh, den
Athletinnen und Athleten sowie deren Vereinen eine Weiterentwicklung im Radsport
der Studierenden bedeuten soll.