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Schnell im Boot und auf dem Rad: Ruderer Jason Osborne will in den professionellen Radsport wechseln. Foto: Andreas Arnold/dpa
28.12.2020 05:26
Ruderer Osborne: Mit Olympia-Gold in den Radsport wechseln

Mainz (dpa) - Erst Olympia-Gold im Boot, dann auf's Rad, um den großen Traum Tour de France in Angriff zu nehmen: Ruderer Jason Osborne hat sich hohe Ziele gesteckt.

«Ich fahre zu Olympia nach Tokio, um Gold zu holen», sagte der 26 Jahre alte Leichtgewichts-Ruderer aus Mainz der Deutschen Presse-Agentur. Bevor er seiner zweiten sportlichen Leidenschaft als Radprofi folgen will, geht es für den gebürtigen Mönchengladbacher mit Zweierpartner Jonathan Rommelmann bei den wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen Sommerspielen um den Traum von Edelmetall.

«Ich war schon einmal bei Olympia - wenn man keine Medaille holt, macht das irgendwie nur halb soviel Spaß», sagt Osborne und ergänzt: «Jetzt habe ich mit EM-Silber und WM-Bronze im Zweier ganz andere Ambitionen als 2016. Alles andere als eine Medaille wäre eine Enttäuschung - da bin ich ganz ehrlich.» 2018 ruderte Osborne im nicht-olympischen Leichtgewichts-Einer zu WM-Gold.

Nach den Tokio-Spielen steht Osbornes nächstes Ziel an: Der Wechsel in den professionellen Straßenradsport. «Da habe ich mega Bock drauf», sagt er und fügt selbstbewusst an: «Das traue ich mir zu. Von meinen Werten reicht es absolut aus, um in der WorldTour mitzufahren.» Sein großer Traum: «Bei der Tour de France teilnehmen, das wäre schon fett.»

Dass Osborne auf dem Rad ordentlich treten kann, bewies der Sohn einer Deutschen und eines Briten bei der Anfang Dezember erstmals ausgetragenen E-Cycling-WM. Auf der virtuellen Trainingsplattform «Zwift» setzte er sich nach 50 Kilometern auf dem Smart-Trainer während eines Ruder-Trainingslagers in Portugal gegen knapp 100 Kontrahenten durch. Bei der Fahrt ins virtuelle Regenbogentrikot ließ Osborne Straßengrößen wie Rigoberto Uran (Tour-Zweiter 2017), Alberto Bettiol (Sieger Flandern-Rundfahrt 2019) oder den zweimaligen Zeitfahr-Europameister Victor Campenaerts hinter sich.

«Der Titel als Zwift-Weltmeister hat schon einige Türen für mich geöffnet im Radsport. Das spricht sich halt auch rum», erzählt Osborne nicht ohne Stolz. Erste Interessenten haben bei seinem Management bereits angeklopft und er ist zuversichtlich, auch im Radsport Fuß fassen zu können. Bereits seit vielen Jahren gehören lange Radeinheiten zu Osbornes Trainingsprogramm.

Dass er mit den Radprofis auch auf der Straße mithalten kann, bewies Osborne bereits. Zweimal nahm er an den deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren teil. 2018 fuhr er auf Platz acht, ein Jahr später wurde er mit nur 1:27 Minuten Rückstand auf Vierfach-Weltmeister Tony Martin Sechster. «Ich sehe mich vom Fahrertyp als Allrounder. Ich kann gut Zeitfahren, komme aber auch die Berge gut hoch. Ich denke ich wäre ein guter Helfer», beschreibt sich Osborne selbst.

Die Vorzeichen für den Wechsel vom Boot auf das Rad scheinen auf den ersten Blick gut. «Man kann primär ja nur die physiologische Leistung beurteilen. Bei den Zwift-Rennen hat er gezeigt, dass er diese durchaus bringen kann und die Voraussetzungen da sind», sagt Dan Lorang, Trainer beim deutschen Top-Team Bora-hansgrohe um Emanuel Buchmann und Topstar Peter Sagan. «Man kann aber nicht vorhersagen, wie er sich zum Beispiel im Feld bewegt, dort mit seinen Kräften haushaltet und wie schnell er sich in einem Rennen zurechtfindet. Das ist bei solchen Quereinsteigern immer die große Unbekannte», ergänzt der Luxemburger.

Quereinsteiger-Vorbilder gibt es einige. Ex-Skispringer Primoz Roglic gewann in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2019 die Vuelta. Bei der Tour de France musste der 31-jährige Slowene erst am vorletzten Tag Gelb an seinen Landsmann Tadej Pogacar abgeben. Ex-Mittelstreckenläufer Michael Woods (Kanada) gewann zwei Vuelta-Etappen und wurde 2018 WM-Dritter. «Roglic und Woods sind auf alle Fälle Vorbilder, aber fast mehr noch Cameron Wurf», sagt Osborne. Der Australier Wurf (34) war wie Osborne Ruderer und 2004 Olympia-Teilnehmer im Leichtgewichts-Doppelzweier. 2007 wechselte er in den Radsport, versuchte sich ab 2015 als Triathlet und kehrte 2020 zum Weltklasse-Team Ineos zurück.

Sollte es mit dem Vorhaben Radsport doch nichts werden, hat Osborne Plan B schon parat: «Wenn ich merken sollte, dass gar nichts geht, dann ist über die Hintertür Olympia 2024 immer noch offen.» Entgegen erster Pläne wird Leichtgewichts-Rudern auch in Paris weiter olympisch sein. Doch Zweifel, dass es mit dem Wechsel in den Sattel nicht klappt, hat Osborne nicht.

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