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John Degenkolb an der Spitze der Ausreißergruppe vor dem späteren Europameister Christophe Laporte. Foto: BDR
24.09.2023 16:48
Degenkolb Achter bei Straßen-EM - Laporte Europameister

Wijster (rad-net) - John Degenkolb hat bei den Straßen-Europameisterschaften ein starkes Ergebnis eingefahren und den achten Platz belegt. Der Franzose Christophe Laporte sicherte sich in einem äußerst spannenden Finale den EM-Titel.

Das gute deutsche Resultat rundeten Jonas Koch und Felix Engelhardt auf den Plätzen 16 und 20 ab. «Das war eine starke Mannschaftsleistung, sie haben alles so gemacht wie erwartet. Ich bin sehr überzeugt, dass wir die richtige Mannschaft nominiert haben», sagte ein zufriedener Teamchef André Greipel nach dem Zieleinlauf am Col du Vam. «Wenn man einen Fahrer in der Spitzengruppe hat, liebäugelt man natürlich mit einer Medaille, aber ich bin dennoch zufrieden. Das Team hat sich gut verkauft.»

Die Anfangsphase des 199 Kilometer langen EM-Rennens, welches in Assen gestartet wurde und - wie die Entscheidungen der anderen Klassen auch - auf dem Col du Vam endete, wurde von einer fünfköpfigen Spitzengruppe bestimmt. Joshua Tarling (Großbritannien), Stefan Bissegger (Schweiz), Rory Townsend (Irland), Mathias Vacek (Tschechien) und Norman Vahtra (Estland) hatten sich frühzeitig abgesetzt, holten aber nie mehr als 2:15 Minuten Vorsprung heraus. Im Feld kontrollierten unterdessen Dänemark und Belgien das Tempo.

Nach rund 85 Kilometern wurde das Peloton von einem Massensturz aufgeschreckt, in den mit Kim Heiduk und Michael Schwarzmann auch zwei deutsche Nationalfahrer involviert waren. Dadurch zerteilte sich das Feld in zwei Gruppen. Doch nach einigen Kilometern konnte die meisten der gestürzten und ausgebremsten Fahrer wieder aufschließen. Vorher war auch Degenkolb schon einmal zu Boden gegangen, konnte das Rennen aber sofort fortsetzen.

Zwischenzeitlich war der Vorsprung der Ausreißergruppe auf 15 Sekunden zurückgegangen, denn kurze Zeit später wurde das erste von sechs Mal der Vamberg überquert. Allerdings ging dann im Hauptfeld das Tempo wieder zurück und der Abstand vergrößerte sich wieder auf über eine Minute. An dem Müllberg dezimierte sich die Spitzengruppe jedoch auf drei Mann, denn Tarling und Vahtra konnten nicht mehr folgen. Eine Runde später bekam auch Townsend Probleme und musste schließlich bei der nächsten Überfahrt, also rund 55 Kilometer vor dem Ziel, endgültig reißen lassen. 30 Kilometer vor dem Ziel wurden mit Bissegger und Vacek dann auch die letzten beiden Angreifer auf dem Weg zum Vamberg gestellt.

Dort drückte dann das italienische Team, angeführt von Filippo Ganna, ordentlich aufs Tempo und sorgte dafür, dass sich das Feld erheblich dezimierte. Noch rund 25 Fahrer lagen dadurch an der Spitze - unter ihnen Degenkolb, Heiduk, Jonas Koch und Felix Engelhardt.

Dann kam es zu einer ersten Vorentscheidung. Bei noch 24 zu fahrenden Kilometern kam Heiduk von der Straße ab, kam dadurch zu Fall und riss einige weitere Fahrer mit zu Boden, unter anderem Ganna, der zu den Favoriten gehörte. Damit bestand die erste Gruppe aus nur noch zehn Fahrern: Degenkolb, Wout van Aert, Arnaud De Lie (beide Belgien), Christophe Laporte, Sandy Dujardin (beide Frankreich), Andreas Kron, Mads Pedersen (beide Dänemark), Olav Kooij, Mike Teunissen (beide Niederlande) und Rasmus Tiller (Norwegen). Und die sollten den Sieg schließlich unter sich ausmachen.

Laporte nutzte einen Moment der Uneinigkeit und attackierte bei noch zwölf zu fahrenden Kilometern. Schnell hatte er einen Vorsprung von 15 Sekunden herausgeholt, während eine Nachführarbeit noch nicht konsequent organisiert wurde. Der Franzose ging mit rund zehn Sekunden Vorsprung in den Anstieg hinauf zum Ziel. Dort riss die Verfolgergruppe auseinander. Van Aert, De Lie und Kooij kamen etwa 100 Meter vor dem Zielstrich noch einmal an Laporte heran und der sah schon geschlagen aus. Doch er konnte noch einmal alle Kräfte mobilisieren und überquerte vor Van Aert und Kooij den Zielstrich.

Degenkolb kam als Achter ins Ziel und war mehr als zufrieden mit seinem Auftritt in den Niederlanden und dankte erst einmal seinem Team DSM-Firmenich, dass er für die EM freigestellt wurde. «Eigentlich war ich in einem anderen Rennen in Frankreich vorgesehen», erzählte der Ober-Urseler und meinte zum Rennen: «Wir wollten die EM offensiv fahren, jeder durfte seine Chance suchen. Am Ende können wir wirklich stolz auf die Leistung des gesamten Teams sein. Es war ein sehr spezielles Rennen mit engen Straßen und hartem Fight um die Positionen. Ich hatte das Glück in der finalen Spitzengruppe zu fahren, und bin sehr stolz, heute hier Achter geworden zu sein. Die Jumbo-Visma-Leute fahren auf einem anderen Niveau, aber ich habe heute und auch bei der WM in Glasgow gezeigt, dass ein alter Mann wie ich noch gut mit dabei sein kann.»

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