Châtel (rad-net) – Pauline Ferrand-Prévot hat mit ihrem historischen Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes (UCI 2.WWT) nicht nur sportlich Geschichte geschrieben, sondern sicherte ihrem Team Visma-Lease a Bike auch das höchste Preisgeld der Rundfahrt. Insgesamt erhielt die niederländische Mannschaft 76.190 Euro – ein Bruchteil der 500.000 Euro, die Tadej Pogačar für seinen Gesamtsieg bei der Tour de France der Männer (UCI 2.UWT) erhielt.
Der deutliche Unterschied im Preisgeld, insgesamt standen bei den Männern rund 2,58 Millionen Euro, bei den Frauen lediglich 259.430 Euro zur Verfügung, hat erneut die Debatte über Gleichbehandlung im Profiradsport entfacht. Tour-Femmes-Direktorin Marion Rousse plädierte jedoch für eine differenzierte Betrachtung.
«Wir müssen uns bewusst machen, dass Frauenradsport vor vier Jahren quasi nicht existierte», erklärte Rousse gegenüber der Tageszeitung DH Les Sports+. Erst 2020 sei im Frauenradsport ein Mindestgehalt eingeführt worden. TV-Übertragungen seien noch immer nicht flächendeckend etabliert.
Rousse wies darauf hin, dass ein sinnvoller Vergleich nicht mit der dreiwöchigen Männerrundfahrt, sondern mit ähnlich langen Rennen wie dem Critérium du Dauphiné (UCI 2.UWT) erfolgen müsse. Dort betrug das Preisgeld in diesem Jahr lediglich 144.024 Euro – weniger als bei der Tour de France Femmes, die über neun Etappen ausgetragen wurde.
«Wenn man gleiche Parameter anlegt, liegt das Preisgeld der Tour de France Femmes sogar über dem der Dauphiné», erklärte die Tour-Direktorin. «Es geht nicht darum, schneller als nötig zu wachsen, sondern die Zukunft der Rundfahrt nachhaltig zu sichern.»
Ferrand-Prévots Team Visma-Lease a Bike konnte mit drei Etappensiegen, zwei durch Ferrand-Prévot, einer durch Marianne Vos, einen Großteil der Preisgelder einfahren. Dahinter folgten FDJ-Suez (53.810 Euro), UAE ADQ, AG Insurance-Soudal und SD Worx-Protime auf den weiteren Plätzen. Am unteren Ende der Skala rangierte das chinesische Team Winspace, das in neun Tagen lediglich 290 Euro einnahm.
Das deutsche Team Canyon–SRAM–Zondacrypto wurde in dieser Rangliste Sechster (15.320 Euro). Ceratizit liegt auf dem sechstletzten Platz (700 Euro).
Trotz aller Differenzen sieht Rousse die Entwicklung des Frauenradsports insgesamt positiv. «Das Wichtigste ist, dass die Fahrerinnen inzwischen von ihrem Sport leben können. Viele mussten früher nach dem Training noch arbeiten gehen. Jetzt können sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen – und das ist der wahre Fortschritt.»
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