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Michael Schär wurde bei der Flandern-Rundfahrt disqualifiziert, weil er eine Trinkflasche Fans zugeworfen hat. Foto: Agr2-Citroen
08.04.2021 14:04
CPA fordert Modifizierung der neuen Trinkflaschen-Regelung

Aigle (rad-net) - Nach der Disqualifikation von Michael Schär (Ag2r-Citroën) und Letizia Borghesi (Aromitalia-Basso Bikes-Vaiano) bei der Flandern-Rundfahrt am vergangenen Wochenende, hat die Fahrervereinigung CPA verkündet, erneut Gespräche mit der UCI-Sicherheitskommission aufnehmen zu wollen. Beide Profis hatten am Sonntag Fans am Straßenrand eine leere Trinkflasche zugeworfen, woraufhin sie gemäß neuen UCI-Regularien zum Thema «Müllentsorgung während der Rennen» von ihren Wettbewerben ausgeschlossen wurden. Die harte Bestrafung hat nun erneut eine Diskussion um die am 1. April in Kraft getretenen Bestimmungen im Fahrerfeld ausgelöst.

Die neuen Sicherheitsregularien hatten bereits vor ihrer Einführung am 1. April für reichlich Gesprächsstoff unter den Profis gesorgt, als bekannt geworden war, dass der sogenannte «Super Tuck» und die aerodynamische Position, bei der die Fahrer ihre Unterarme auf dem Lenker ablegen, zukünftig verboten sein würden. Während ein Großteil des Profi-Feldes diese neue Sicherheitsmaßnahme letztendlich aber akzeptierte, hat die Regelung zum Werfen von leeren Trinkflaschen eine Grundsatzdiskussion über Traditionen im Radsport ausgelöst.

Die UCI hatte das Entsorgen von Müll außerhalb sogenannter «Wasting-Zones» in den neuen Regularien verboten, um einerseits die Umwelt zu schützen und andererseits die Sicherheit der Zuschauer am Straßenrand zu gewährleisten. Fahrer argumentierten jetzt, dass das Werfen einer Trinkflasche die Sicherheit der Fans kaum bedrohen könne, sondern vielmehr die Fortführung einer langen Tradition sei und sicherlich nicht mit der Disqualifizierung von einem Rennen bestraft werden könne. Stattdessen müsse sich die UCI bemühen, einen Kompromiss zu finden, um künftig bewusstes und wiederholtes «Littering» vom Verschenken von Trinkflaschen an Fans zu unterscheiden.

Laut dem Portal «Cyclingnews» hat die CPA am vergangenen Dienstag deshalb eine Online-Konferenz abgehalten und im Nachhinein die Bitte an die UCI verfasst, die strenge Trinkflaschen-Regelung noch einmal zu überdenken. Laut Fahrerrepräsentant Matteo Trentin sei diese Regelung ohnehin ursprünglich in der Sicherheitskommission anders besprochen worden. «Als wir darüber diskutiert haben, wurde eine Übereinstimmung darüber getroffen, dass es falsch ist, Trinkflaschen dorthin zu werfen, wo Fans sie nicht aufsammeln können, aber ich erinnere mich daran, dass wir Ja dazu gesagt haben, sie Fans zu geben», erklärte Trentin jetzt im Gespräch mit der italienischen Website «BiciPro». «Stattdessen haben sich unsere Repräsentanten aber in den Teams getroffen und verboten die Trinkflaschen an die Öffentlichkeit zu geben, sowie strenge Strafen darüber verhängt. Ich bin wirklich sauer darüber. Wer auch immer dabei war, hat kein Wort dazu gesagt.»

Damit klagte Trentin vor allem CPA-Präsident Gianni Bugno und dessen Vize Pascal Chanteur an, die beim Meeting des Professional Cycling Council (PCC) im Februar für das gesamte Sicherheits- und Anti-Müll-Konzept der UCI gestimmt hatten, ohne offensichtlich die Tragweite ihrer Entscheidung abzuschätzen. Ebenfalls im Gespräch mit «BiciPro» erklärte Bugno: «Als wir über Trinkflaschen und die Öffentlichkeit sprachen und Disqualifikationen einbezogen wurden, habe ich dafür gestimmt. Ihre Erklärungen zur Sicherheit haben mich überzeugt. Was passiert, wenn ein Fahrer eine Flasche wirft und ein Kind auf die Straße geht, um sie zu holen und es vom Motorrad eines Fotografen getroffen wird? Die Disqualifikation ist eine harte Strafe, aber sie ist ein Weg, schlechte Gewohnheiten zu ändern.»

Trentin widersprach dieser Argumentation vehement und erklärte, dass es diese Art von Unfällen noch nie zuvor gegeben habe und man deutlich erkennen könne, dass diejenigen, die diese Entscheidungen fällen, keinerlei Ahnung vom Radsport hätten.

Im Zuge der Diskussion will die CPA am kommenden Mittwoch, beim nächsten großen PCC-Meeting, die UCI davon überzeugen, die Trinkflaschen-Regelung zu modifizieren. Staf Scheirlinckx, Mitglied des belgischen Radsportverbandes, forderte dafür bereits mehr Klarheit und mehr Details zu der Regelung, die den Veranstaltern die Möglichkeit geben, ein Vergehen angemessen zu bestrafen. Eine sofortige Disqualifikation sei bei einem einmaligen Verstoß jedenfalls deutlich zu hoch gegriffen, so der Belgier im Gespräch mit «Sporza»: «Wasserflaschen können nicht mehr einfach in der Natur entsorgt werden, das erscheint mir logisch. Aber angenommen, ein Fahrer muss auf der zweiten Etappe der Tour de France aufgrund eines Fahrfehlers eine Wasserflasche wegwerfen oder fallen lassen und riskiert damit den Ausschluss, das geht zu weit. [...] Es gibt einfach zu viel Verwirrung, es sollte eine klarere Beschreibung der Regeln und eine Anpassung der Strafen geben.»

Auf Anfrage von «Cyclingnews» hat sich die UCI bereits jetzt zu der Anfrage der CPA geäußert und verlauten lassen, dass sich erneute Gespräche und Modifizierungen schwierig gestalten könnten: «Der Plan bittet alle, sich vorbildlich zu verhalten, sowohl für die Sicherheit als auch für den Schutz der Umwelt und des Images unseres Sports, insbesondere im Hinblick auf die jüngere Generation und die breite Öffentlichkeit. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Maßnahmen, die in einigen Fällen eine Änderung der Einstellung erfordern, dazu beitragen werden, den Radsport zum Sport des 21. Jahrhunderts zu machen.»

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