Bogotá (rad-net) - Egan Bernal will so schnell wie möglich in das Peloton und damit ins Renngeschehen zurückkehren. Im ersten großen Interview seit seinem Trainingsunfall in Kolumbien, erklärte der Profi von Ineos Grenadiers jetzt, optimistisch zu sein, eine schnelle Genesung zu schaffen und schon bald wieder an Rennen teilnehmen zu können. Einen genauen Zeitraum für die Genesung definierte der Profi allerdings nicht.
Bernal war vor gut drei Wochen im Trainingslager mit seinen Teamkollegen in Kolumbien gestürzt, als er in einen parkenden Bus fuhr. Bei dem Unfall brach sich der Sieger des Giro d'Italia 2021 und der Tour de France 2019 neben Wirbeln, dem rechten Oberschenkel und der Kniescheibe auch mehrere Rippen und zog sich zusätzlich eine kollabierte Lunge zu. Anschließend verbrachte er mehrere Tage auf der Intensivstation, wobei seine Ärzte erklärten, dass er dem Tod oder einer Querschnittslähmung nur knapp entgangen sei.
Bernal befindet sich mittlerweile wieder zu Hause, hat aber noch einen langen Weg vor sich, bevor er seinen Alltag wieder normal bestreiten, geschweige denn auf professionellem Niveau zum Radsport zurückkehren kann. Dennoch erklärte der Fahrer, der zumindest auf seinem Heimtrainer schon wieder im Sattel sitzt, alles daran zu setzen, möglichst früh in Feld zurückzukehren. «Ich möchte so schnell wie möglich wieder gesund werden. Im Moment sind wir in einer Phase, in der ich versuche, mich selbst zu versorgen und mir nicht aus dem Bett helfen lassen muss», berichtete Bernal im Gespräch mit «Semana», einem kolumbianischen Magazin. «Zunächst möchte ich mich darauf konzentrieren, auf die Grundlagen, und wenn ich meinen Körper wieder voll beweglich habe, werde ich mich etwas mehr auf den sportlichen Aspekt konzentrieren, aber der Gedanke ist, so schnell wie möglich in den Wettkampf zurückzukehren.»
Wie schnell ihm dies letztendlich gelingen werde, erklärte der Profi, sei bislang noch nicht klar: «Die Ärzte schimpfen mit mir, wenn ich ihnen sage, dass es schnell gehen wird, aber ich weiß nicht, ob schnell ein Jahr, zehn Jahre oder sechs Monate, drei Monate sein wird.» Trotzdem sei er aber zuversichtlich, in Zukunft zu dem Sport zurückkehren zu können, der für ihn den Sinn des Lebens darstellt, so Bernal weiter: «Es ist das, was ich am meisten liebe. Ich bin Radfahrer, und ich habe das Gefühl, wenn ich nicht auf dem Rad säße, wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Ich würde etwas finden, da bin ich mir sicher, aber im Moment fühle ich mich als Radfahrer, ich fühle mich als Sportler, und für mich ist das Fahrrad mein Lebensstil.»
Über konkrete Ziele für seine Rückkehr zum Peloton sprach der 25-Jährige hingegen nicht. Es sei einfach zu schwierig abzuschätzen, wozu er nach seiner vollständigen Genesung fähig sei und wozu nicht. Deshalb wolle er sich zunächst darauf fokussieren, das Beste aus sich herauszuholen und dann anschließend weitersehen: «Ich weiß nicht, ob ich das Niveau erreichen werde, um die Tour de France zu gewinnen, denn das allein ist schon eine schwierige Sache. [...] Ich möchte die beste Version von Egan Bernal sein. Was Egan Bernal jetzt tun kann, ist natürlich daran zu arbeiten, dieses Niveau zu erreichen. Und glauben Sie mir, das ist harte Arbeit, und ich tue es, und wenn ich wieder beweglich bin, werde ich noch mehr tun.»