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Thomas Ulbricht und sein Pilot Robert Förstemann haben morgen ihren ersten gemeinsamen WM-Start. Foto: Oliver Kremer/DBS
20.10.2022 11:53
Para-Cycling: Ulbricht und Förstemann wollen «richtig angreifen»

Saint-Quentin-en-Yvelines (rad-net) - Acht Hundertstelsekunden fehlten Robert Förstemann und seinem damaligen Partner Kai Kruse bei den Paralympics in Tokio zur ersehnten Medaille. Kruse hörte nach den Spielen aus beruflichen Gründen auf, ein neuer Interessent stand bereits in den Startlöchern: Thomas Ulbricht. Er ist neuer Partner von Pilot Förstemann und ab morgen treten sie gemeinsam bei der Bahn-Weltmeisterschaft der Para-Cycler in Saint-Quentin-en-Yvelines an und haben Großes vor.

Ulbricht nahm bereits an vier Paralympics teil, gewann Silber im Fünfkampf und Bronze über 100 Meter, wurde Welt- und Europameister. Drei Jahre nach seinem letzten großen Wettkampf bei der Para-Leichtathletik-WM 2019 will Ulbricht wieder bei einer WM durchstarten, diesmal auf dem Tandem und auf der Radrennbahn. «Es geht dabei ordentlich zur Sache und die hohe Geschwindigkeit hat absolut einen großen Reiz», betont Ulbricht.

Mit dem Radsport liebäugelte Ulbricht schon seit einigen Jahren – obwohl er in der Freizeit zuletzt vor rund 20 Jahren auf dem Tandem saß. «Ganz entspannt in der City, natürlich kein Vergleich zu dem, was wir jetzt machen», so der 37-Jährige. Richtig Fahrt nahm die Idee erst im Jahr 2021 auf. Ulbricht hielt sich schon während der Anfänge der Corona-Pandemie viel auf dem Ergometer fit und begegnete im Kraftraum am Olympiastützpunkt in Berlin immer mal wieder Robert Förstemann. 2021 kamen die beiden intensiver ins Gespräch. «Als Kai Kruse dann aufgehört hat, kam Roberts Anruf mit dem Satz: 'Du kannst anfangen zu trainieren'», berichtet Ulbricht. Und der ehemalige Para-Leichtathlet hängte sich anschließend richtig rein, verbrachte noch mehr Zeit im Kraftraum und hatte ein neues Ziel auserkoren. «Ich mache das sicherlich nicht, um nur dabei zu sein, sondern ich will richtig angreifen. Unser Ziel ist eine Medaille bei den Paralympics in Paris», stellt Ulbricht klar.

Sein Pilot ist nicht weniger ambitioniert. Förstemann ist Leistungssportler durch und durch. Halbe Sachen gibt es nicht mit dem 36-Jährigen, der bei den Olympischen Spielen 2012 Bronze im Teamsprint gewann. «Wenn man erfolgreich sein will, muss man hart arbeiten und jeden Tag trainieren, anders funktioniert es nicht. Sonst hat man international keine Chance. [...] Dieses Pensum war für Thomas schon eine Umstellung und er hatte anfangs auch ein paar schlaflose Nächte. Doch er lebt den Sport und nimmt sich der Sache super an. Das macht richtig Spaß», sagt Förstemann, der dem Paralympicskader des Deutschen Behindertensportverbandes angehört.

Vor knapp einem Jahr, am 5. November 2021, war das neue Duo erstmals gemeinsam auf der Bahn. «Wir haben es ausprobiert und entschieden, dass wir Paris 2024 gemeinsam in Angriff nehmen wollen», erklärt Förstemann. «Bei einigen Wettkämpfen haben wir unser Potenzial schon angedeutet und dabei wertvolle Erfahrung gesammelt. Natürlich ist noch viel Luft nach oben, doch wir müssen auch die Ruhe bewahren. Thomas ist vorher kein Rad gefahren, daher sind wir auf einem guten Weg und haben schon viel erreicht.» Ende September gelang dem Duo bei den deutschen Meisterschaften in Cottbus über 1000 Meter sogar ein Bahnrekord in 1:03,9 Minuten. Die Form stimmt somit für die WM in Frankreich vom 20. bis 23. Oktober. Dort sei eine Platzierung zwischen Platz drei und sechs realistisch im 1000-Meter-Zeitfahren, schätzt Förstemann. Dafür muss jedoch alles passen – vor allem der Start, das Durchhaltevermögen in der zweiten Rennhälfte und auch das Material. Im nicht-paralympischen Sprint-Wettbewerb, der den beiden aufgrund der kürzeren Strecke mehr liegt, stehen die Chancen auf Edelmetall noch besser.

Thomas Ulbricht freut sich auf seine WM-Premiere auf der Bahn und will seinen Beitrag leisten, damit ein Platz auf dem Podium herausspringt – mit viel Kraft, aber auch mit der nötigen Lockerheit im Kopf. Angst vor der Geschwindigkeit hat er nicht. «An die G-Kräfte habe ich mich inzwischen gewöhnt. Und ob wir nun 65 oder 75 km/h fahren, da merke ich wenig Unterschied auf dem Rad. Daher gilt: Je schneller, desto besser», erklärt Ulbricht und fügt hinzu: «Ich habe großes Vertrauen in Robert, dass er uns sicher ins Ziel bringt.»

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