Paris (dpa) - Primoz Roglic hatte immer einen Plan. Kühl, berechnend, kontrollierend - er sei ein Roboter auf dem Rennrad, war ihm bereits vorgeworfen worden.
Ohne Emotionen - dabei lieben die Franzosen doch Gefühlsausbrüche à la Julian Alaphilippe. Beim entscheidenden Bergzeitfahren bekamen sie das komplette Gegenteil geliefert. Der frühere Skispringer Roglic wurde menschlich, sein Systemabsturz nach 3324 Kilometern erzeugte großes Mitleid und Bestürzung.
«Schmerz und Trostlosigkeit. Die Wunde wird schwer zu schließen sein», schrieb das französische Tour-Organ «L'Equipe», nachdem Roglic den schon sicher geglaubten Gesamtsieg noch aus der Hand gegeben hatte. «Ich werde weinen, vielleicht habe ich es auch schon getan», sagte der 30-Jährige und gab ein wenig aus seinem Seelenleben preis: «Ich kann die Person nicht ändern, die ich bin. Aber ich habe viele Emotionen in mir.»
Die gesamte Rundfahrt hatte er mit seinem Team Jumbo-Visma dominiert. Was sollte da schiefgehen, wo er doch als extrem starker Zeitfahrer klar favorisiert war? Innerhalb von fünf Jahren wollte er die Tour gewinnen, bis zum letzten Anstieg schien das aufzugehen. «Im Moment kann ich nicht klar denken, ich habe keinen klaren Plan für die Zukunft. Es ist, als wäre mein Kopf leer», sagte Roglic.