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Lisa Klein (re.) holte bei der EM Bronze im Straßenrennen hinter Amy Pieters (Mitte) und Elena Cecchini. Foto: BDR
18.09.2019 15:27
BDR hofft auf WM-Medaillen und gute Platzierungen

Yorkshire (rad-net) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) reist mit einem 31-köpfigen Aufgebot zu den Straßen-Weltmeisterschaften im britischen Yorkshire und rechnet mit einigen Top-Ten-Platzierungen und der einen oder anderen Medaille.

Zu Beginn steht am kommenden Sonntag ein Mannschaftszeitfahren auf dem Programm, das nicht mehr von Firmenteams bestritten wird, sondern von Nationalteams. Aber anders als in den Neunzigerjahren, als Männer und Frauen getrennte Mannschaftszeitfahren bestritten, wird es in diesem Jahr erstmals eine Mixed-Staffel geben. Drei Männer und drei Frauen pro Nationen gehen ins Rennen. Wegen der unterschiedlichen Leistungsdichte starten Männer und Frauen aber nicht gemeinsam, sondern hintereinander als Staffel. Eine gelungene Generalprobe absolvierte die deutsche Mannschaft bereits bei den Europameisterschaften in Alkmaar (Niederlande) Anfang August, wo das deutsche Sextett hinter den Niederlanden die Silbermedaille gewinnen konnte.

Das Frauenteam von Alkmaar ist identisch mit dem von Yorkshire: Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger gehen ins Rennen, nachdem die Männer ihre Runde absolviert haben. Die drei waren in der letzten Woche überaus erfolgreich: Brennauer gewann das Zeitfahren und die Gesamtwertung der Madrid Challenge, Kröger eine Etappe und die Gesamtwertung der Belgien-Rundfahrt und Lisa Klein belegte Rang drei bei der Boels Ladies Tour, wo sie ebenfalls einen Etappensieg feiern konnte.

Die Strecke in Yorkshire ist insgesamt knapp 28 Kilometer lang, besteht aus zwei Runden. Die erste wird von den Männern, die zweite von den Frauen gefahren. «Die Strecke ist zwar kurz, aber sehr anspruchsvoll», sagt Lisa Brennauer, die den Kurs bereits in Augenschein nahm. «Es gibt viele Kurven, er ist technisch sehr anspruchsvoll. Es gibt immer wieder kurze, knackige Anstiege», so Brennauer, die glaubt, «dass wir etwas Tolles zeigen können». Der Wettbewerb in den Niederlanden habe schon viel Spaß gemacht. «Wir haben als Team dort super harmoniert.»

Das Männerteam für die WM ist stärker als in Alkmaar und wird vom vierfachen Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin angeführt, der diesem Wettbewerb mit Spannung entgegen sieht. «Mir hat das Mannschaftszeitfahren mit Firmenteams eigentlich gefallen. Es ist attraktiver, um einen Meistertitel zu kämpfen mit Fahrern, mit denen du das ganze Jahr unterwegs bist, mit einer Mannschaft, die dich das ganze Jahr unterstützt», sagt Martin. «Aber der Nationalgedanke lockt sicher auch viele Zuschauer. Und ich werde auch in diesem Rennen mein Bestes geben», sagt Martin, der auf der 19. Etappe der Vuelta schwer stürzte, aber kurze Zeit später Entwarnung geben konnte: «Die Verletzungen sind nicht so schwerwiegend, dass mein WM-Start gefährdet wäre.»

Neben Martin werden Nils Politt, der letzte Woche eine starke Vorstellung bei der Tour of Britain bot, und Jasha Sütterlin an den Start gehen. Sütterlin ist der einzige Fahrer, der auch in Alkmaar dabei war und dort überzeugte. «Er war dort der Beste», lobt Jens Zemke, Sportlicher Leiter der deutschen Nationalmannschaft der männlichen Elite. Zusammen mit Trainer Robert Pawlowski hat Zemke den Kurs im Vorfeld genau analysiert, um das Team optimal einzustimmen. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir ein gutes Ergebnis erzielen werden», sagt der Frankfurter.

BDR-Sportdirektor Patrick Moster setzt die Bedeutung des Teamzeitfahrens sehr hoch an: «Die Distanz ist nicht so lang, aber es ist technisch anspruchsvoll und darum muss man auch taktisch fahren und auf den letzten flachen Kilometern noch einmal alles rausholen», verrät Moster.

Zeitfahren
Bereits zwei Tage später werden Lisa Klein und Lisa Brennauer im Einzelzeitfahren starten, auf das sich die EM-Dritte Klein besonders vorbereitet hat. «Mein Trainer hat mir zu Hause die Strecke am Computer nachgebaut, und ich bin sie dann auf dem Laufband nachgefahren, was ganz schön tricky war», verrät die Deutsche Meisterin. «Van Vleuten werde ich kaum schlagen können, aber nach den Erfolgen in dieser Saison ist meine Motivation hoch. Ich will um eine Medaille kämpfen», gibt sie sich selbstbewusst.

Die letzte Einzelmedaille, die eine deutsche Radsportlerin bei einer Zeitfahr-Weltmeisterschaft gewinnen konnte, war Lisa Brennauer 2015 in Richmond, wo sie Bronze im Zeitfahren holte.

Bei den Männern ist der vierfache Titelträger Tony Martin vor dem 52,5 Kilometer langen Einzelzeitfahren zuversichtlich. «Ich habe die Strecke persönlich zwar noch nicht in Augenschein nehmen können, aber was ich auf Videos sehen konnte, müsste sie mir liegen. Die volle Belastung in der Vuelta war als WM-Vorbereitung sicherlich nicht optimal, aber der Vuelta-Sieg ging vor. Danach galt es, die richtige Balance zwischen Erholung, neuerlichem Formaufbau und der richtigen Intensität zu finden», sagt der vierfache Weltmeister.

Mit Prognosen im Zeitfahren der U23 bleibt Bundestrainer Ralf Grabsch zurückhaltend: «Ein Platz unter den Top-Ten wäre in Ordnung», sagt Grabsch, der Miguel Heidemann (Herrmann Radteam) und Juri Hollmann (Heizomat rad-net.de) nominiert hat. Heidemann ist amtierender Deutscher Zeitfahrmeister der U23, Hollmann hat zuletzt als Stagiaire bei Katusha-Alpecin erste Erfahrungen im Profilager sammeln dürfen.

Da sind die Erwartungen der Junioren in ihrem Kampf gegen die Uhr weitaus größer. Marco Brenner vom Nachwuchsteam Auto Eder in Bayern gilt als hoffnungsvoller Medaillenkandidat sowohl im Straßenrennen als auch im Zeitfahren. Bei der EM wurde der erst 17-Jährige Nachwuchsfahrer noch geschont und ließ den Kampf gegen die Uhr aus. Zuletzt konnte er in einem Etappenrennen in Italien Europameister Andrea Piccolo im Zeitfahren schlagen, das lässt Bundestrainer Wolfgang Ruser hoffen. «Der wellige Parcours in Yorkshire dürfte ihm liegen», sagt Ruser, der neben dem Augsburger noch Michel Heßmann aus Unna nominiert hat, der im letzten Jahr bereits WM-Vierter war.

Bei den Juniorinnen wäre jede Platzierung unter den Top-Ten ein Erfolg. «In dieser Altersklasse verfügen wir nicht über eine breite Masse. Unsere Juniorinnen werden zweigleisig, also sowohl auf der Straße, als auch auf der Bahn ausgebildet», erklärt Sportdirektor Moster. «Und der Schwerpunkt lag in diesem Jahr klar auf der Bahn-WM im eigenen Land. Deshalb sollte man die Erwartungen für Yorkshire nicht zu hoch ansetzen.» Ins Rennen gehen die Gesamtsiegerin der Bundesliga, Paula Leonhardt aus Berlin und Lucy Mayrhofer, die bei der EM einen guten neunen Platz erkämpfte.

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