Bollène (dpa) - Drei Wochen, 21 Etappen, über 3.300 Kilometer: Die Tour de France verlangt den Radprofis alles ab. Zwischen 5.000 und 8.000 Kalorien verbrauchen die Fahrer täglich – eine extreme Belastung, die nicht nur Kraft, sondern auch eine ausgeklügelte Strategie bei der Ernährung erfordert. Ohne eine gezielte Versorgung vor, während und nach den Etappen sind Höchstleistungen kaum möglich. Wie läuft die Ernährung während der Tour ab?
Es gibt durchaus den Irrglauben, dass zumindest nach einer Etappe das Thema Ernährung etwas ruht. Aber im Gegenteil: Bei Deutschlands Radsport-Hoffnung Florian Lipowitz läuft nach dem Zieleinlauf längst nicht alles auf Entspannung hinaus. «Als Erstes gibt es einen Saft, meist Traubensaft, und einen Recovery Shake», erklärte der 24-Jährige. Im Teambus wartet dann bereits eine individuell auf ihn abgestimmte Mahlzeit – leicht verdaulich und nährstoffreich. «Meistens ist es etwas wie Reis mit Ei oder Hühnchen», sagte Lipowitz.
Beim Red-Bull-Team gibt des dafür einen eigenen «Kitchen Truck», in dem das Essen von Ernährungswissenschaftlern zubereitet wird. Für Teamchef Ralph Denk ist die Weiterentwicklung der Ernährung im Radsport ein «absoluter Gamechanger». Das sei für ihn einer der Hauptgründe, warum die Profis immer schneller werden.
Natürlich ist die Ernährung auch während der Etappen von zentraler Bedeutung. Etwa 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde muss Lipowitz aufnehmen, um seine Leistung aufrechterhalten zu können. Das gelingt über Energie-Gels und regelmäßiges Trinken. Wer hier nicht konsequent handelt, riskiert einen Leistungsabfall oder den gefürchteten «Hungerast».
Dass die Ernährung im Profiradsport grundsätzlich, also auch in der Vorbereitung auf Rundfahrten eine sehr große Rolle spielt, betonte auch der deutsche Straßenradmeister Georg Zimmermann. Für ihn ist sie sogar wichtiger als das Training. «Ich finde, dass man viel gewinnen kann, wenn man beim Training ein bisschen lockerer ist und dafür mehr Fokus auf die Ernährung legt», so der 27-Jährige, der die Tour nach einem heftigen Sturz bereits nach der 9. Etappe beenden musste.
Zimmermann achtet zurzeit konsequent auf das Abwiegen seiner Mahlzeiten – eine Methode, die von den Ernährungsberatern im Team empfohlen wird, um die Energiezufuhr gezielt zu steuern. «Es wird niemand gezwungen, sein Essen abzuwiegen. Es ist nur ein Hilfsmittel, das uns hilft, das Beste aus uns herauszuholen.» Bei der Tour de Suisse im Juni zeigte sich Zimmermann in starker Form und fuhr so konstant vorne mit wie nie zuvor bei einer einwöchigen Rundfahrt.
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