Roubaix (rad-net) – Der Zuschauer, der Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) während seiner Solofahrt bei Paris-Roubaix mit einer vollen Flasche beworfen hatte, entschuldigte sich nun bei dem Niederländer. Über seinen Anwalt Peter Desmet äußerte er sich gegenüber Het Laatste Nieuws zu dem Vorfall.
33 Kilometer vor dem Ziel in Roubaix schleuderte der Zuschauer eine Flasche Richtung Van der Poel – vor laufender Fernsehkamera. Der spätere Sieger zuckte zurück, blieb jedoch auf dem Rad sitzen. Nach dem Rennen beschrieb er den Vorfall als «wie ein Stein, der mein Gesicht trifft» und «versuchten Totschlag». Die Geschichte des Vorfalls überschattete eine historische Ausgabe von Paris-Roubaix.
Der Belgier, der die Flasche geworfen hatte, stellte sich am Tag nach dem Rennen der belgischen Polizei und hat sich nach einem Entschuldigungsschreiben an Van der Poel nun erstmals öffentlich gegenüber Het Laatste Nieuws geäußert und Reue für sein Verhalten gezeigt: «Ich bin so glücklich, dass Van der Poel am Sonntag als Erster die Ziellinie überquert hat – trotz meiner dummen Aktion. Gleichzeitig ist mir aber auch klar, dass ich mich bei allen Fahrern und Radsportfans entschuldigen muss.»
Der Flaschenwerfer schilderte die Szene wie folgt: «Mathieu van der Poel näherte sich und als er überholte, traf ich diese dumme Entscheidung und warf die Wasserflasche. Warum habe ich das getan? Diese Frage stelle ich mir seither immer wieder, aber ich habe selbst keine Erklärung dafür. Es war ein extrem dummer Impuls – anders kann ich es mir nicht erklären.»
Alpecin-Decuninck veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung, in der die Absicht geäußert wurde, «eine offizielle Beschwerde gegen den Täter einzureichen, um dieses Verhalten formell zu verurteilen».
Zweitens sprach das Team von «übermäßigen Alkoholkonsum», der bei diesen Vorfällen häufig eine Rolle spiele. Dies bestätigte der Zuschauer in diesem Fall: «Wir haben in einem Zelt in der Nähe etwas getrunken. Wir warteten darauf, dass die Fahrer den Abschnitt passierten, auf dem wir standen. Und ja, ich muss zugeben, dass ich ein bisschen zu viel getrunken habe. Auf der Wiese zwischen dem Zelt und dem Kopfsteinpflaster sah ich den gelben Bidon. Ohne groß darüber nachzudenken, hob ich ihn auf», erklärte er.
«Innerhalb einer halben Sekunde bereute ich bereits, die Flasche geworfen zu haben. Ich habe mich tagelang sehr geschämt. Natürlich war ich sehr froh, dass er nicht gestürzt ist. Aber warum habe ich das getan? Wie konnte ich nur so dumm sein? Was würde jetzt mit mir passieren?»
Van der Poel wurde nicht zum ersten Mal von Zuschauern angegriffen. In den letzten Jahren wurde er in verschiedenen Rennen mit Bier und Urin beworfen. Bei Roubaix im letzten Jahr wurde er mit einer Kappe beworfen. Vorletzten Sonntag wurde er bei der E3 Saxo Classic (1.Pro) von einem Zuschauer bespuckt.
Der Zuschauer muss nun mit einer Geldstrafe von bis zu 350 Euro rechnen. «Mein Mandant wird die rechtliche Verantwortung übernehmen. Natürlich würden wir es vorziehen, die Sache unter uns zu regeln, aber er versteht, dass es eine Frage des Prinzips ist. Wir werden die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, akzeptieren», erklärte Anwalt Peter Desmet.
Nachdem die UCI am Montag erklärt hatte, sie werde «in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden alle ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um ein solches Verhalten angemessen und streng zu bestrafen», wiederholte UCI-Präsident David Lappartient am Dienstag bei der Vorstellung der WM-Strecke für 2027 in Sallanches. Weiterhin sprach er von Einigkeit mit den Radsport-Gewerkschaften: «Wir werden uns mit der Fahrergewerkschaft, den Organisatoren und den Teams beraten, aber das, was passiert ist, ist nicht trivial.»
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