London (rad-net) - Geraint Thomas bestreitet 2024 seine 18. Saison als Radprofi. In dieser Zeit habe sich der Radsport verändert. Vor allem gebe es weniger Respekt im Peloton. «Es ist ein Kampf jeder gegen jeden», so der 37-Jährige.
«Früher war es entspannter, aber heutzutage geht es vom Start bis zum Ziel im Grunde genommen mit Vollgas», sagte Thomas über die Tour de France. «Es ist, als ob es sich um Junioren- oder U23-Rennen handelt. Es gibt weniger Respekt, jeder geht einfach dorthin, wo er will, und zerhackt sich gegenseitig ein wenig, während man früher um die Position gekämpft hat, aber es war etwas ruhiger. Dieser Respekt, diese Hierarchie im Peloton, das war irgendwie eine gute Sache. Aber jetzt ist jeder für sich, jeder gegen jeden, und man muss sich dem wirklich anschließen.»
In diesem Jahr wolle der Ineos-Grenadiers-Profi beim Giro d'Italia und der Tour de France antreten. Dort wird er unter anderem auf Tadej Pogačar treffen. Thomas sagte, dass die moderne Ära, in der der Slowene, Remco Evenepoel und andere junge Stars aufstiegen, mit Veränderungen in der Professionalität einhergegangen sei - einschließlich der Art und Weise, wie sich die Fahrer auf dem Rad ernähren. Alles sei optimiert worden und junge Fahrer sehr diszipliniert in Bezug auf Training, Ernährung und Lebensstil. «Früher waren es nur die besten 40 bis 50 Jungs, aber jetzt trainieren 300 Jungs richtig, ernähren sich richtig und machen Höhentraining», erklärte der Tour-de-France-Sieger von 2018. «Das gesamte Team kümmert sich um alle Fahrer und nicht nur um die besten drei oder vier. Die Tiefe ist also viel besser und der Sport geht ständig weiter, was gut ist.»
Darauf habe sich auch Geraint Thomas einstellen müssen. «Es macht alles Sinn. Aber es tatsächlich umzusetzen ist nicht einfach», so der Brite. «Man ändert sich nicht einfach über Nacht – ich muss mich dazu zwingen. Aber ich mag es auf jeden Fall, Dinge zu ändern, weil das wahrscheinlich der Grund ist, warum ich es schon so lange mache. Wenn ich 18 Jahre lang immer das Gleiche getan hätte, hätte ich schon aufgehört.»
Die Änderungen seien notwendig, um mit jungen Fahrern wie Evenepoel mithalten zu können, den Thomas scherzhaft als «den kleinen Bastard» bezeichnet – ein Begriff, der zu der falschen Schlussfolgerung geführt hat, dass Thomas ihn nicht mag. «Er ist im Grunde direkt aus der Junior-Kategorie Profi geworden, was ziemlich selten vorkommt, und dann gewinnt er sofort Profirennen, große Profirennen. Ich habe einfach angefangen, ihn den kleinen Bastard zu nennen, weil er ein kleiner Bastard ist. Das sollte nicht so einfach sein. Das Problem ist, dass sie es, sobald es ins Belgische, Italienische oder Spanische übersetzt ist, meiner Meinung nach etwas ernster nehmen. Mein Humor hat also etwas nachgelassen... Er ist ein guter Junge, aber es nervt einfach. Ich habe dafür etwa zehn Jahre gebraucht, um große Gewinne zu erzielen.»
Thomas war zunächst in den Saison 2005 und 2006 als Stagiaire bei den Teams Wiesenhof und Duval-Prodir im Einsatz, ehe er einen Profivertrag bei Barloworld erhielt. 2010 wechselte er zum Team Sky - dem Vorgänger von Ineos Grenadiers. 2011 konnte er seinen ersten größeren Erfolg mit dem Gewinn der Bayern-Rundfahrt feiern, den er 2014 wiederholte. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er sich immer mehr zu einem starken Klassementsfahrer, indem er unter anderem die Volta ao Algarve (2015, 2016) sowie Paris-Nizza (2016) gewann. 2018 triumphierte er schließlich bei der Tour de France. Vergangenes Jahr wurde Thomas Gesamtzweiter beim Giro d'Italia.
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