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Der Kolumbianer Nairo Quintana profitiert von der Höhenlage seiner Heimat. Foto: David Stockman/BELGA
28.12.2018 11:25
Kolumbien boomt - Quintana sieht «Kontrollgerechtigkeit»

Bogota (dpa) - Die Form für die Tour de France wird im Winter «gemacht». Viele Teams versammeln ihre Rundfahrer im Dezember in Trainingslagern fernab der Heimat. Einige Rennfahrer haben es besser getroffen. Sie holen ihr Rad aus der eigenen Garage ? und los geht es mit dem Höhentraining.

Nairo Quintana gehört zu diesen Privilegierten. Der Kletterkünstler schwärmt von seiner Heimatregion Boyacá und den Trainingsbedingungen. «Ich habe ein Haus auf 3.200 Metern Höhe. Es gibt gute Trainingsstrecken. Heutzutage gehen fast alle Fahrer, die die großen Rundfahrten anpeilen, in Höhentrainingslager, um mehr Sauerstoff in den Körper zu bekommen. Ich mache das immer hier zu Hause», sagt Quintana, der den Giro (2014) und die Vuelta (2016) gewann. Nur der große Wurf in Frankreich fehlt dem Kapitän des spanischen Movistar-Teams noch.

Kolumbien erlebt einen Rennfahrer-Boom, sogar Topsprinter wie Fernando Gaviria haben sich in Europa etabliert. «Wir haben jetzt etwa 20 Fahrer in der WorldTour», sagt Nationaltrainer Fernando Saldarriaga, der weiter mit Zuwachsraten rechnet. Auch die europäischen Teams haben Kolumbien als Trainingsparcours entdeckt. Die Kletter-Abteilung des britischen Teams Sky um den viermaligen Toursieger Froome wird im Februar 2019 zur Kolumbien-Rundfahrt etwas früher anreisen, um von den örtlichen Bedingungen zu profitieren.

Profis aus dem Andenland wurden in der Vergangenheit nicht selten mit Doping in Verbindung gebracht, überführt und bestraft. Der Mediziner Alberto Beltrán aus Bogota sitzt in Spanien eine dreijährige Gefängnisstrafe ab. Aber der Bedarf nimmt offensichtlich nicht ab. «Rennfahrern werden immer wieder verbotene Substanzen angeboten. Man kann das nicht komplett kontrollieren», meint Carlos Chalapud, Koordinator des von Quintana initiierten Nachwuchsprogramms «Boyacá Raza de Campeones». Einer der Fahrer des Programms gehörte 2017 zu den acht positiven Fällen bei der Kolumbien-Rundfahrt.

Die Kontrollen nahm damals der Weltverband UCI vor. «Es ist ein schlechtes Zeichen. Kaum kommen Kontrollen aus dem Ausland, findet man Doper, die bisher unerkannt geblieben waren», sagt Saldarriaga und kritisiert die Qualitätsmängel des nationalen Anti-Dopingprogramms.

Das erhielt mit der Schließung des Kontrolllabors in Bogota im Februar 2017 einen Rückschlag. Die Proben werden seitdem in Salt Lake City analysiert. Effekt: Höhere Transportkosten und weniger Tests. «2017 konnten wir noch ungefähr 2.300 Kontrollen durchführen. Wegen der Mehrkosten durch die Analyse im Ausland kommen wir 2018 nur auf 700», erklärt Orlando Reyes, Koordinator der Nationalen Anti-Doping-Agentur, der Deutschen Presse-Agentur.

Immerhin klassifiziert Reyes den Radsport als «Risikosportart» und erhöhte zuletzt den Anteil der Kontrollen von 20 auf 35 Prozent.

Auf WorldTour-Niveau geht Quintana von «Kontrollgerechtigkeit» aus. «Es gibt hier genauso viele Tests wie in Europa. Uns folgen viele Kontrolleure aus Belgien, Frankreich und Spanien.»


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