Carcassonne (dpa) - Dass diese Tour de France selbst für den routinierten Simon Geschke eine besondere wird, merkte er schon vor dem Start in Brest.
Da wurde sein Kapitän Guillaume Martin in der bretonischen Hafenstadt besonders euphorisch empfangen, schließlich gehört er zu den wenigen guten französischen Klassement-Fahrern. Und Geschke ist nicht nur sein wichtigster Helfer, sondern erstmals in Diensten einer französischen Mannschaft bei der Tour.
«Der Begriff Tour fällt oft. Schon im Mai geht es los. Natürlich sind andere Rennen wichtig, aber die Tour steht im Zentrum der Aufmerksamkeit», sagte Geschke der dpa. «Man weiß einfach, dass es das wichtigste Rennen für das Team und den Sponsor ist. Das gibt natürlich zusätzliche Motivation.»
Wohlfühl-Atmosphäre bei Cofidis
In nur wenigen Monaten hat Geschke beim Cofidis-Team ein zweites zu Hause gefunden. Das hat nicht nur mit der anderen Wahrnehmung bei der Tour als heimisches Team zu tun. Dem 35-Jährigen gefällt die familiäre Atmosphäre. «Der Staff ist schon seit Jahren zusammen. Dadurch entsteht eine tolle Atmosphäre und man kann Vertrauen aufbauen», betonte Geschke. In seinen vorherigen Teams seien die Mitarbeiter oft jährlich reihenweise ausgetauscht worden.
Zunächst hatte der Bergspezialist nur einen Vertrag über ein Jahr unterschrieben, doch schon im Juni einigte man sich auf eine Verlängerung bis 2023. «Das waren für uns großartige Neuigkeiten. Simon gehört zu unseren wichtigsten Fahrern», sagte Manager und Ex-Profi Cedric Vasseur. Für Geschke, so hatte er es für sich beschlossen, sollte es der letzte Vertrag der Karriere sein. «Aber das Team hat schon gesagt, man könne sich nächstes Jahr mal neu unterhalten.»
Martin-Helfer in den Bergen
Im Fokus steht zunächst die Tour. Seine primäre Aufgabe ist es, Martin in den Bergen zu helfen, der in der Gesamtwertung als einziger Franzose in den Top Ten liegt. Und Martin ist kein gewöhnlicher Radprofi. Der 28-Jährige ist studierter Philosoph, hat das Buch «Sokrates auf dem Rennrad» geschrieben und war Kolumnist der Tageszeitung «Le Monde». In den kommenden Jahren, denkt Geschke, werde Martin soweit sein, vielleicht mal in die Top 5 der Tour zu fahren.
Doch Geschke wird auch seine Freiheiten bekommen, wie auf der Ventoux-Etappe, als er in einer der ersten Fluchtgruppen war. Bereits am Samstag auf dem Weg nach Quillan oder in den Pyrenäen wird der Berliner versuchen, wie bereits 2015 eine Etappe zu gewinnen. Zumal die Temperaturen in den kommenden Wochen konstant um die 30 Grad liegen sollen, was dem neunmaligen Tour-Teilnehmer deutlich besser liegt als der Dauerregen in den Alpen.