Essen (dpa) - Mehr als vier Monate nach seinem schweren Sturz hat Routinier John Degenkolb bei der Deutschland Tour in Essen ein emotionales Comeback gefeiert. Dass der inzwischen 36 Jahre alte Radprofi nun wieder «eine Startnummer auf dem Rücken kleben habe, ist schon ein Triumph für mich», sagte der frühere Paris-Roubaix-Sieger in einem Interview bei ZDF-heute.de.
Bei dem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt im April hatte sich Degenkolb mehrere Brüche im Handgelenk, Unterarm, Ellenbogen und Schlüsselbein zugezogen. «Da waren komplizierte Brüche dabei, die zum Teil mit vielen Schrauben und Platten fixiert werden mussten, die immer noch drin sind», sagte der Thüringer.
Die Zeit bis zum Comeback sei ein langwieriger und quälender Prozess gewesen. «Das war die schlimmste Zeit meiner Karriere. Es war schlicht der Wahnsinn, was ich mit den Ärzten und den Reha-Abteilungen gemeinsam erarbeitet habe: fünfmal die Woche vier Stunden, das war ein Fulltime-Job. Das geht nur mit viel Willenskraft und Energie», sagte Degenkolb nach dem kurzen Prolog im UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein. Bei der Deutschland Tour will er «wieder in den Wettkampfmodus kommen.» Große Erwartungen in Bezug auf eine gute Platzierung habe er aber noch nicht.
Degenkolbs Blick geht schon voraus. Nach der Deutschland Tour wird er noch bei einigen Eintagesrennen in Belgien, Frankreich, Italien und beim Münsterland-Giro am 3. Oktober antreten. Zum Saisonabschluss steht noch die Tour of Holland auf dem Programm. Und im nächsten Frühjahr will er wieder beim Klassiker Paris-Roubaix am Start stehen: «Das Rennen ist meine große Leidenschaft, dort konnte ich 2015 ja gewinnen.» Auch einen Start bei einer Grand Tour schließt der Routinier nicht aus: «Warum nicht die Tour de France?»